Produkt-Highlight
Nur das Beste ist gut genug
Pet Food hat sich zu einer lukrativen Sparte für die Fleisch- und Lebensmittelindustrie entwickelt. Kein Wunder, dass die Unternehmen der Branche ständig auf der Suche nach innovativen, nachhaltigen und nicht zuletzt attraktiven Lösungen sind.
Sag mir, mit was du deinem Hund/deiner Katze fütterst, und ich sage dir, was du für ein Mensch bist. Pet Food, also das Futter für unsere tierischen Familienmitglieder, ist längst in den Rang eines gesellschaftlichen Glaubensbekenntnisses aufgestiegen. Und wenn die Zeiten noch so schlecht sein sollen, unseren Lieblingen soll es an nichts fehlen.
So spüren zwar laut einer aktuellen Pet Food-Studie der Verbraucherforscher von NielsenIQ 84 Prozent der Haustierbesitzer in Deutschland die aktuellen Preissteigerungen auch bei Tiernahrung. Doch gerade einmal für 6 Prozent komme es in Frage, dauerhaft auf günstigere Tiernahrungsmarken umzusteigen. Ein Zeitgeist, der auch in der Fleisch- und Lebensmittelindustrie zu einem Umdenken geführt hat.
Längst haben findige Marketingexperten Pet Food als lukrative Nische entdeckt. Und selbst am Messebetrieb ist Pet Food ein Trendthema. Indiz: Die Anuga FoodTec (19. bis 22. März 2024) in Köln, internationale Zuliefermesse für die Lebensmittel- und Getränkeindustrie, erweitert ihre Ausstellungsfläche um eine Pet Food Zone, also einen speziellen Bereich für die Heimtierfutterbranche. Kein Wunder also, dass auch an den Fließbändern der Fleisch- und Lebensmittelindustrie die Köpfe rauchen und nach innovativen Methoden für die günstige Herstellung von qualitativ hochwertigem Pet Food gesucht wird.
Separieren mit Highspeed
„Wir erleben gerade, dass Verarbeiter von Tiernahrung zunehmend in Anlagen von erstklassiger Qualität investieren und mit ihren Produkten den Sicherheits- und Hygienestandards folgen, denen auch Lebensmittel unterliegen“, skizziert Peter Berkensträter, Account Manager Central and Eastern Europe/Central Asia bei Provisur, die aktuelle Entwicklung. Petfood-Anbieter, so die Beobachtung bei den Provisur-Experten, konzentrieren sich im Zuge der gestiegenen Rohstoffkosten und weltweiter Lieferkettenengpässe darauf, ihre Abläufe effizienter und ertragreicher zu gestalten.
Das Portfolio von Provisur umfasst Anlagen zum Separieren von Fleisch oder Fisch speziell für die Pet Food-Industrie. Darunter sind beispielsweise die Separatoren der leistungsstarken und robusten Beehive S-Serie zur Verarbeitung großer Rohstoffmengen. Sie separieren Fleisch, Geflügel und mehr in Hochgeschwindigkeit und erzielen bei der Rückgewinnung mit innovativer Schnecken- und Filtertechnologie eine erhöhte Ausbeute. Ihre widerstandsfähigen Keramikbauteile verringern den Wartungsaufwand.
Auch das modular konstruierte Separationssystem Barracuda von Provisur ist im Kundenkreis der Heimtierfutterproduzenten begehrt. Es kombiniert die Separationstechnologien der Marken Beehive und AM2C zu einem neuen Standard in dieser Anwendung. Die Anlagen der Barracuda-Serie arbeiten mit einem Hochdrucksystem, das den Durchsatz erhöht und gleichzeitig den Temperaturanstieg am Endprodukt minimiert, was wiederum die Produktsicherheit erhöht.
Geschliffene Nassfutterproduktion
Der Petfood-Hersteller VetConcept produziert seit einem Vierteljahrhundert Tierfutter, das auf die Bedürfnisse von Vierbeinern mit gesundheitlichen Problemen oder besonderen Nährstoffbedürfnissen abgestimmt ist. 2019 hat das Unternehmen in Föhren bei Trier ein neues Nassfutterwerk gebaut. Hier setzt VetConcept in der Produktionslinie unter anderem auf zwei Industrie-Automatenwölfe AW 280 von K+G Wetter. „Für unsere vielen Produkte und die hohe Tonnage pro Stunde war es entscheidend, dass wir von Gefrierfleisch bis zur Frischware alles mit diesen Maschinen machen können“, erklärt Werkleiter Arthur Schäfer die damaligen Überlegungen bei VetConcept, und: „Der Tierfutter-Markt wächst enorm, pro Jahr immer zwischen 15 und 25 Prozent. Da muss man als Produzent natürlich mit.“
Die beiden Industriewölfe von K+G Wetter erfüllen in der Nassfutterproduktion von VetConcept zwei verschiedene Aufgaben: In einem der AW 280 wird ausschließlich Grobmaterial zwischen 16 und 25 mm produziert - also das, was Hund und Katze später als Fleischstückchen im Napf finden. Der zweite Wolf wird primär für knochenhaltige Produkte eingesetzt. „Knochen und Knorpel verwenden wir, wenn möglich, als natürliche Kalziumquelle für unsere Futtersorten. Das ist dann so, wie das Tier es auch in der Natur fressen würde“, berichtet der Fleischermeister. „Um das ausgesprochen harte Material auf eine Größe von 7 bis 8 Millimetern zu zerkleinern, muss der eingesetzte Wolf die notwendige Leistung und Robustheit mitbringen.“ Kein Problem für den AW 280, der auch mit Gefrierfleischblöcken fertig wird.
Gerade im Tierfutterbereich mit der Verarbeitung von knochenhaltigem Material und bei Gefrierfleisch sei es wichtig, immer perfekt geschliffene Schneidsatzteile einzusetzen. VetConcept nutzt hier den Schleifservice von K+G Wetter. Die Schneidsätze werden im ständigen Austausch abgeholt, geschliffen und wieder bei VetConcept angeliefert.
Auftauen mit Mikrowellen
Die Mikrowellen- und Radiofrequenzanlagen von Sairem tauen tiefgefrorene Pet Food-Komponenten wie Rindfleisch oder Geflügel auf. Der modulare Mikrowellentunnel TMW 75 mit Kapazitäten von zwei bis vier Tonnen pro Stunde bringt tiefgefrorene Produkte in Blöcken zwischen 10 und 20 Kilogramm für die Weiterverarbeitung von -18°C auf eine Temperatur von -4 bis -1°C. Abhängig vom Produkt und dessen Fettanteil, der Größe der tiefgefrorenen Blöcke sowie von der gewünschten Zieltemperatur dauert das Temperieren maximal zehn Minuten. „Manche unserer Kunden stoppen den Prozess auch schon bei -6°C. Das ist ausreichend für die nachfolgenden Abläufe, verkürzt aber die Anwendungszeit in der Mikrowelle und erhöht damit die Kapazität der Anlage“, erklärt Mathieu Deschamps, Sales Manager bei Sairem.
Die Mikrowellentunnel lassen sich optional mit einer automatischen Be- und Entladung sowie mit einem System zur Bandreinigung und -trocknung ergänzen. Außer einer regelmäßigen Reinigung erfordern sie kaum zusätzliche Wartung. Die Anlagensteuerung erfolgt über einen einfach zu bedienenden 12-Zoll-HMI-Touchscreen mit mehrsprachiger Benutzeroberfläche. Die individuelle Behandlung eines jeden Produkts wird exakt abgestimmt, in der Maschinensoftware hinterlegt und ist auf Knopfdruck abrufbar.
Sicherheit mit Autoklaven
Thermische Verfahren zur Haltbarmachung und Lebensmittelsicherheit spielen bei Pet Food eine entscheidende Rolle. Von der Pasteurisation bis zur Sterilisation gewährleisten sie die mikrobiologische Sicherheit des Futters und erhalten gleichzeitig wichtige Eigenschaften wie Geschmack und Textur. Besonders wichtig in Zeiten, in denen Verbraucher zunehmend auf die Nährwertangaben und Inhaltsstoffe der Produkte achten, die sie für ihre Haustiere kaufen.
Das Autoklavieren ermöglicht eine präzise Steuerung der Temperatur- und Druckbedingungen während des Produktionsprozesses, was entscheidend für die Konsistenz des Endprodukts ist. Und nicht zuletzt minimiert es das Risiko von Kontaminationen, die die Gesundheit der Tiere gefährden kann. Damit gelingt auch die nachhaltige Herstellung von Bio-Produkten.
Hersteller wie Voss Pro eröffnen mit Modellen wie dem Voss Novum Berieselungsautoklav auch kleineren und mittleren Produzenten den Zugang zur modernen, ressourcenschonenden Berieselungstechnologie, die bisher ausschließlich der Industrie vorbehalten war. Um die Technologie für kleinere Unternehmen attraktiv zu machen, bieten die Voss-Produkte flexible Beheizungsarten, die neben Hochdruckdampf auch einen elektrischen Betrieb ermöglichen.
Pet Food in Herzform
Last but not least – auch bei der Verpackung von Pet Food ist Gleichgültigkeit verboten; Frauchen und Herrchen lassen sich natürlich auch vom attraktiven Äußeren in ihrer Kaufentscheidung beeinflussen. Eine aufmerksamkeitsstarke Lösung suchte die Futternapf Tiernahrung Vertriebs GmbH für Pet Food-Snack. Für das so genannte Katzen-Knabberkissen entwickelten die Verpackungsexperten von Sealpac einen wiederverschließbaren Verpackungsbecher in Herzform, der durch sein auffälliges Design in Heimtier-Snackregal ins Auge springt. „Hier kam unser innovatives EasyLid®-Verpackungssystem zum Einsatz, das in Zusammenarbeit mit unserem niederländischen Partner Naber Plastics B.V. entstanden ist und bereits von verschiedenen Kunden genutzt wird – allerdings bisher noch nicht in dieser außergewöhnlichen Form“, erklärt Stefan Dangel, Marketing- und Vertriebsleiter von Sealpac, die Besonderheit.
Für das patentierte Verpackungssystem wird ein spezieller vorgeformter Kunststoffbecher mit einem zusätzlichen Siegelring ausgestattet. Dieser wird in einem Arbeitsgang mit einer Siegelfolie verschlossen, was zu einer festen Verbindung von Folie und Ring führt. Beim ersten Öffnen entsteht daraus der wiederverschließbare Deckel. Der Katzen-Snack wird bei Futternapf in zwei Verpackungshöhen und Gewichtseinheiten eingesetzt (47 mm/70 g Inhalt und 87 mm/140 g Inhalt). Der Herz-Becher ist eine Einstoff-Lösung aus Mono-PP und damit nach Gebrauch vollständig recycelbar.
Christian Blümel
FT Fleischerei Technik 05/2023
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